Depression: Wenn der Partner keine Therapie möchte

Der Partner möchte keine Therapie

Der Partner möchte keine Therapie - was könnte dahinter stecken?

Ihr Partner oder Ihre Partnerin leidet an Depression - oder an einem anderen seelischen Leiden und Sie spüren ganz genau: eine Therapie könnte helfen. Sie versprechen sich viel davon und hoffen, dass die ganze Situation dann auch für Sie selbst wieder leichter wird. Vielleicht gibt es wegen der Depression Ihres Partners (oder Ihrer Partnerin) auch schon Spannungen in Ihrer Beziehung. Eventuell haben Sie es auch schon mehrfach angesprochen, vorgeschlagen, sich doch einen Therapeuten zu suchen, weil Sie selbst sich mit der Situation überfordert fühlen. 


"So einen Seelenklempner brauche ich nicht!"

Haben Sie das schon mal gehört? Vielleicht auch sowas:  "wie soll mir ein Therapeut denn helfen?" oder "mir kann keiner helfen!"

Wenn Ihr Partner depressiv ist, kostet das alle sehr viel Kraft. Sie möchten helfen und unterstützen, vielleicht ganz für den Partner da sein und ihm alles abnehmen. Das ist vollkommen verständlich. Ideen dazu, was Sie generell tun können, wenn der Partner Depressionen hat, habe ich in diesem Blogartikel zusammengestellt. Und: dem Partner, der Partnerin alles abzunehmen gehört nicht dazu. 

Und wenn die Hilfe auch nicht angenommen wird und sogar therapeutische Unterstützung abgelehnt wird, kann das sehr weh tun. Man sollte doch meinen, dass jemand, dem es schlecht geht, über jede Hilfe froh ist. 

Was könnte also dahinter stecken, wenn ein Mensch therapeutische Hilfe ablehnt? 

Einen Psychotherapeuten aufzusuchen, wird bei uns immer noch viel zu häufig mit Schwäche in Verbindung gebracht. Wer das braucht,  mit dem stimmt etwas nicht, schlimmstenfalls ist man "verrückt" - oder wird dafür gehalten. 

So oder so ähnlich denken auch die Betroffenen häufig. Einen Therapeuten aufzusuchen heißt dann, sich einzugestehen, dass man es nicht alleine hinbekommt. 


Mal ganz ehrlich: Würde jemand einen Beinbruch selber schienen?

Natürlich nicht - und Sie wissen das auch und haben das möglicherweise auch schon als Beispiel genannt. Doch gebracht hat das nichts. 


Deshalb stellt sich die Frage: kann man einen Menschen überhaupt dazu bringen, eine Therapie zu beginnen? Und wenn ja, wie könnte das gehen?


Jeder ist seines Glückes Schmied....

Natürlich kennen Sie diesen Spruch. Und jetzt fragen Sie sich, ob ich das denn ernst meine, in dieser Situation!? Hier geht es um Gesundheit und um Ihre Sorgen - und da hört sich so ein Spruch an, als ob ich das alles nicht ernst nähme. Doch, das tue ich. Sehr sogar. 


Und trotzdem kann dieser Spruch ein Schlüssel sein. 

Ob Sie es wollen oder nicht, die Verantwortung für die eigene Gesundheit trägt immer noch jeder erwachsene Mensch selbst. Und dazu gehört auch, eine Behandlung abzulehnen. Das ist zunächst einmal die Grundlage. 

Und hier kommt die Sache mit dem Schlüssel: Je besser Sie akzeptieren, dass Ihr Partner oder Ihre Partnerin (im Moment noch) eine Behandlung ablehnt, desto besser können Sie agieren. Überlegen Sie: was braucht Ihr Partner (Ihre Partnerin), um einer Behandlung zuzustimmen? Und, was geht in Ihnen vor, weil er (oder sie) nicht zustimmt? 


Ihr Partner braucht vielleicht Zeit, muss sich an den Gedanken gewöhnen. Er (sie) braucht vielleicht ganz viel Vertrauen, nicht als "schwach" zu gelten, nur weil er sich Hilfe sucht. Er (sie) will, wenn er dann doch einen Versuch startet und eine/n TherapeutIn anruft, nichts hören, was auch nur im Entferntesten nach "endlich siehst du es ein" klingt. Die Angst davor könnte genauso groß sein, wie die Angst, sich als Versager zu fühlen. 


Wie geht es Ihnen damit? Sie haben Angst um Ihren Partner, Ihre Partnerin. Sie haben Angst um Ihre Beziehung. Sie können einfach nicht mehr, weil Sie schon so viel für Ihren Partner getan haben und immer gegen verschlossene Türen rennen. 

Was nun hilft, ist Klarheit

Wenn zwingen, überreden, und Druck ausüben (tun Sie das bitte nie!) nicht helfen, können Sie es nur noch mit klaren Worten versuchen. Gehen Sie dabei immer von sich selbst aus, das heißt, formulieren Sie so genannte Ich-Botschaften. Und eigentlich sollten die auch an erster Stelle stehen, also nicht erst ausprobiert werden, wenn Zwang oder Überredungskünste versagt haben!


Wie kann das konkret aussehen? Hier einige Beispiele:

Statt: 

"Du solltest eine Therapie machen"


Lieber so: 
"Ich mache mir große Sorgen um dich. Hast du schon einmal über eine Therapie nachgedacht?"

Statt:

"Such dir doch endlich einen Therapeuten"


Lieber so: 

"Ich fühle mich mit der Situation überfordert. Wie geht es dir damit? Ich würde dir gerne helfen. Zum Beispiel dabei, einen Therapeuten zu finden. Welche Art der Hilfe könntest du von mir gebrauchen?"

Statt:

"Wenn du keine Therapie beginnst, werde ich mich von dir trennen!"


Lieber so: 

"Ich kann und möchte so nicht weitermachen. Unsere Beziehung ist mir wichtig, aber mich überfordert die Situation. Ich möchte, dass auch du dazu beiträgst, dass wir wieder gut zueinanderfinden."


Das sind natürlich nur Beispiele - leider ohne Erfolgsgarantie. Doch - und da sind sich alle Kommunikationsexperten einig - sicher viel hilfreicher und erfolgversprechender als die Du-Aussagen, die sie ersetzen sollen.


Es gibt genau zwei Ausnahmen, in denen Sie unbedingt die Sache in die Hand nehmen müssen und eine Behandlung herbeiführen müssen:


  1. Ihr Partner/Ihre Partnerin äußert Selbsttötungsgedanken
    Suizidalität ist ein echter Notfall! Sollte das bei Ihrem Partner/Ihrer Partnerin vorliegen, nehmen Sie das bitte unbedingt ernst und handeln Sie. Rufen Sie die 112 und bestellen Sie einen Rettungswagen mit dem Hinweis auf die Selbsttötungsabsichten. Informieren Sie Ihren Partner unmissverständlich darüber, indem Sie sagen: "Ich rufe dir jetzt einen Rettungswagen, denn für diese Situation  kann und will ich nicht die Verantwortung übernehmen."

  2. Ihr Partner/Ihre Partnerin gefährdet andere, zum Beispiel Ihre Kinder
    Fremdgefährdung ist ebenfalls ein echter Notfall. Rufen Sie in diesem Fall die Polizei unter der Notrufnummer 110.

Falls Sie sich nicht sicher sind, lieber einmal zuviel die Rettung rufen als einmal zu wenig!


Was können sie sonst noch tun?

Wenn ein Gespräch schwierig ist, vielleicht, weil Sie es schon häufig versucht haben und der Partner oder die Partnerin immer wieder abblockt, versuchen Sie es einmal mit einem Brief. 

Schreiben Sie alles auf, was Sie bewegt. Ihre Sorgen und Ängste und Ihr Wunsch zu helfen. Bringen Sie zum Ausdruck, dass Sie gerne unterstützen möchten, aber verunsichert sind, welche Art von Hilfe überhaupt die richtige wäre. Und ob überhaupt Hilfe erwünscht ist. 

Solch ein Brief muss überhaupt nicht lang sein. Es reicht, wenn das Wichtigste enthalten ist. 


Ganz wichtig: auch in einem Brief immer die Ich-Botschaften verwenden. 


Schildern Sie Ihre Wahrnehmungen, Ihre Gefühle und Ihre Wünsche. Und fragen Sie nach, ob die willkommen sind. Aber sagen Sie auch deutlich, wo Ihre Grenze ist. So wie ich das oben angedeutet habe als "ich möchte so nicht weitermachen!". (Merken Sie den Unterschied zu "so kann es nicht weitergehen"?). 


Diese 3 Vorteile hat ein Brief

  • Sie bringen alles zum Ausdruck, was Sie bewegt, ohne unterbrochen zu werden
  • Ihr Partner/Ihre Partnerin kann sich zum Lesen zurückziehen und die Botschaft im eigenen Tempo "verdauen"
  • Ihr Partner/Ihre Partnerin muss nicht sofort reagieren, sondern kann sich auch dafür Zeit lassen

Übergeben Sie den Brief zum Beispiel mit den Worten: 

"Ich hab mal alles aufgeschrieben, was mich zurzeit so bewegt. Ich möchte dir das gerne geben. Und ich würde mich freuen, wenn du dir das einmal in Ruhe anschaust."


Machen Sie jetzt aber nicht diesen Fehler

Fragen Sie nicht dauernd nach, ob er oder sie den Brief schon gelesen hat und was er/sie darüber denkt. Das gehört nicht in Ihre Verantwortung! Sie haben das Ihrige getan. Wenn alles nichts hilft, sich nichts ändert, Ihre Verzweiflung eher zunimmt, kommt vielleicht irgendwann der Gedanke an eine Trennung auf. Vielleicht ist der Gedanke auch schon längst da... Erlauben Sie sich, diesen Gedanken zu denken.

Wie Sie mit diesem schwierigen Thema umgehen können, können Sie in diesem Blogartikel lesen: Trennung wegen Depressionen.


Liebe LeserInnen,


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About the author

Maria Fahnemann

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie, Kunsttherapeutin und kreative Traumatherapeutin helfe ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Meine Behandlungsschwerpunkte sind: Anpassungsstörungen Depressionen Angststörungen Stress und Burnout Meine besondere Liebe gilt der Arbeit mit Angehörigen psychisch erkrankter Menschen.

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