Kind sitzt traurig am Fenster


Kindern Depressionen erklären

In diesem Blogpost erfährst du

  • Wie du deinem Kind die Depressionen deines Partners oder deiner Partnerin auf liebevolle, verständliche Weise erklären kannst
  • Wie du deinem Kind zeigst, dass es noch genauso geliebt wird wie vorher
  • Wie du deinem Kind die Ängste nimmst, die es jetzt vielleicht belasten

Wenn du willst, kannst du dir hier diesen Blogpost als Podcast anhören:

Diese Fragen stellst du dir vielleicht gerade

Dein Partner/deine Partnerin ist depressiv erkrankt. Du merkst, dass die Situation auch eure Kinder belasten. Vielleicht sind sie zurzeit besonders rücksichtsvoll, vielleicht verlangen sie gerade auch sehr viel Aufmerksamkeit. Vielleicht erlebst du sie verwirrt oder traurig.

Nun fragst du dich:

Sollen wir mit unseren Kindern über die depressive Erkrankung sprechen?  Ihnen die Erkrankung erklären? Und wenn ja, dann wie? Oder ist das nicht viel zu belastend für mein Kind?


Kinder spüren, wenn etwas nicht stimmt

Eine psychische Erkrankung verändert einen Menschen. Da erzähle ich dir nichts neues. Bei Depressionen beispielsweise ziehen sich die Betroffenen häufig wie in sich selbst zurück. Nehmen nur noch wenig Anteil an dem, was um sie herum geschieht. Sind mitunter schneller gereizt, schnell müde und erschöpft...und so weiter. 

Das alles merken natürlich auch Kinder. Kinder haben sehr feine Antennen dafür, wenn sich bei ihren Eltern etwas verändert - das Verhalten oder die Stimmung zum Beispiel. Das ist ganz natürlich, denn Kinder sind für ihr eigenes Wohlbefinden ganz stark auf ihre Eltern angewiesen.

Wenn sie nun merken, Mama oder Papa sind so anders, dann kann ihnen das Angst machen. Sie machen sich Sorgen und geben sich möglicherweise die "Schuld" für die gedrückte Stimmung der Eltern. "Bestimmt habe ich etwas falsch gemacht", könnten sie denken. Je jünger deine Kinder sind, desto wahrscheinlicher ist eine solche Reaktion. 

Diese Ungewissheit und Unsicherheit ist es, was dein Kind belastet.

Deshalb ist es für dein Kind eher eine Erleichterung, wenn du ihm auf verständliche und altersgerechte Weise erklärst, was das gerade los ist. 

So kannst du das Gespräch führen:

Dein Kind ist im Kindergartenalter

Sage deinem Kind, dass Mama oder Papa krank ist. Und dass die Erkrankung niedergeschlagen macht und es schwer macht, sich über etwas Schönes zu freuen. 

Du kannst dabei auf etwas Bezug nehmen, was dein Kind kennt, zum Beispiel Bauchschmerzen. Damit hat jedes Kind schon einmal Erfahrungen gemacht. Du kannst also sagen: 

"Weißt du noch, als du mal Bauchschmerzen hattest? Da warst du gar nicht fröhlich, sondern im Gegenteil, du hast dich ganz schlapp und müde gefühlt. So ähnlich geht es Papa (oder Mama) gerade. Nur, dass sie keine Bauchschmerzen hat, sondern eine schwere Seele. Das ist eine Krankheit und die führt dazu, dass Mama (oder Papa) zurzeit keine Kraft hat, mit dir zu spielen und zu toben."

Versichere deinen Kind, dass es noch genauso geliebt wird wie vorher und dass es gar nichts falsch gemacht hat und keine Schuld hat daran, dass dein Partner/deine Partnerin sich gerade so schlecht fühlt.

Ganz wichtig ist auch, deinem Kind zuzusichern, dass ihr jetzt nach Hilfe sucht (vielleicht seid ihr mit den Bauchschmerzen damals auch zur Kinderärztin gegangen, daran kannst du hier erinnern). Wichtig ist, deinem Kind zu vermitteln, dass ihr Erwachsenen euch um alles kümmert, was nun getan werden muss. 

Dein Kind ist schon etwas älter

Wenn dein Kind schon in die Schule geht, also auch schon etwas älter ist, kannst du ein bisschen mehr ins Detail gehen. Du kannst sagen, wie die Krankheit heißt und was genau nun passiert, etwa wie die Behandlung aussieht. Also, zum Beispiel, dass dazu Mama oder Papa etwa einmal in der Woche  ein:e Behandler:in aufsucht, um dort über alles zu sprechen. Je nach Alter wirst du dabei spezifischer: "Papa geht jetzt regelmäßig zu einer Psychotherapie. Dort redet man über seine Probleme und langsam aber sicher, bessert sich die Erkrankung."

Mit einem jugendlichen Kind kannst du natürlich noch ausführlicher sprechen. Doch auch bei einem jugendlichen Kind ist es wichtig, immer klarzustellen, dass ihr, die Erwachsenen die Verantwortung für alles tragen und ihr euch um alles kümmert. 

Ganz wichtig:

Was du nie tun solltest, ist, deine Sorgen bei deinem Kind "abzuladen". Auch nicht bei deinem jugendlichen Kind. Das ist dann wirklich eine Überforderung.

Wecke keine falschen Hoffnungen

Egal, wie alt dein Kind ist, wecke keine falschen Hoffnungen. Auch wenn Depressionen gut behandelbar sind - sie sind kein Schnupfen, der nach ein paar Tagen wieder verschwindet. Sag deinem Kind, dass diese Erkrankung mehrere Monate braucht, um besser zu werden. Dass ihr alle zusammen nun Geduld braucht. Dass es aber auch zwischendurch immer mal bessere - und auch schwerere - Tagen geben wird. 

Diesen Realismus bist du deinem Kind schuldig.

Der Alltag deines Kindes sollte so normal wie möglich weitergehen

Für dein Kind ist es nun ganz wichtig, dass sein Alltag so normal wie möglich weitergeht. Auch wenn Mama oder Papa für eine Zeit in eine Klinik gehen sollten. Dein Kind sollte selbstverständlich weiterhin zum Kindergarten gehen, erst recht zur Schule. Denn dort trifft es seine Freunde und Freundinnen und trifft auf Normalität. Du musst dein Kind jetzt nicht in Watte packen! Je gelassener du mit der Krise umgehst, desto besser lernt auch dein Kind, dass Krisen etwas sind, was im Leben vorkommt, und was man bewältigen kann. 

Dein Kind sollte auch weiterhin seinen Hobbies nachgehen und Freunde besuchen und Freundinnen nach Hause einladen dürfen. 

Die normale Alltagsstruktur gibt deinem Kind Sicherheit und Pausen von der Erkrankung! Und die braucht es jetzt. 

Sauer sein ist erlaubt

Auch wenn du das mit der Alltagsstruktur richtig gut hinbekommst, die Belastungen durch eine depressive Erkrankung eines Elternteils gehen davon ja nicht ganz weg. Deshalb ist es bedeutend, dass dein Kind weiß, dass auch all seine Gefühle dazu erlaubt sind.

Frag dein Kind ab und zu  bewusst, wie es ihm gerade mit der Situation geht. Interessiere dich wirklich dafür und vermittle ihm, dass es völlig normal und auch erlaubt ist, jetzt mal wütend oder traurig zu sein. Für euch alle ist die Situation gerade nicht leicht und das darfst du ruhig so ansprechen. 

Oft kann dein Kind mit unangenehmen Gefühlen wie Traurigkeit oder Wut viel besser umgehen, wenn es diese Gefühle aussprechen darf. Und das Vertrauen haben darf, dass du es auffängst. 

Bleibe ansprechbar

Nach einem ersten Gespräch über die Depressionen solltest du weiter für dein Kind ansprechbar sein. Ganz bestimmt hat es später noch Fragen, die ihm in eurem ersten Gespräch noch gar nicht in den Sinn gekommen sind. 

Suche aber auch selbst immer wieder mal den Kontakt zu deinem Kind und biete dich als Gesprächspartner an. Am besten geht das, indem du Fragen stellst: 

"Wie geht es dir mit der Situation?"
"Hast du noch Fragen zu der Erkrankung?"
"Gibt es etwas, was du noch wissen möchtest?"
"Was kann ich für dich jetzt tun?"
"Was brauchst du jetzt?"

Wenn du selbst einmal keine Antwort weißt, dann darfst du das ruhig sagen. Du kannst dazu sagen, dass du dich um eine Antwort bemühen wirst. Wenn du diese Transparenz vorlebst, zeigst du deinem Kind damit, dass du es ernst nimmst. 

Ein Buchtipp: 

Es gibt eine Reihe von Büchern, die dir helfen, deinen Kindern Depressionen zu erklären. Eines davon möchte ich dir hier exemplarisch vorstellen: 

"Papas Seele hat Schnupfen" von Claudia Gliemann & Nadia Faichney

In dem Buch geht es um die kleine Nele, sie ist etwa 7 Jahre alt und wächst in einer Zirkusfamilie auf. Ihre Eltern sind Hochseilartisten und eines Tages kann ihr Vater die Nummer auf dem Hochseil einfach nicht mehr aufführen. Er verlässt während der Vorstellung das Trapez und fängt plötzlich an, zu weinen. So hatte Nele ihren Papa noch nie erlebt. Mit Hilfe des Clowns aus dem Zirkus und ihrer Mutter lernt sie, was ihren Papa bedrückt und belastet und erlebt mit, wie er Stück für Stück mit Hilfe einem Klinikaufenthalt und einer Psychotherapie zurückkommt ins Leben. Das Buch ist im Monterosa-Verlag erschienen und kann im Buchhandel erworben werden. 

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About the author

Maria Fahnemann

Als Heilpraktikerin für Psychotherapie, Kunsttherapeutin und kreative Traumatherapeutin helfe ich Menschen in schwierigen Lebenssituationen. Meine Behandlungsschwerpunkte sind: Anpassungsstörungen Depressionen Angststörungen Stress und Burnout Meine besondere Liebe gilt der Arbeit mit Angehörigen psychisch erkrankter Menschen.

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